Niederländische Supermärkte in der Kritik: Kaum Transparenz über Nachhaltigkeit

 

Am 30. September 2021 strahlte das niederländische Fernsehen einen Bericht ("Zembla: supermarktmacht") über die Macht der Supermärkte auf die nachhaltige Produktion unserer Nahrungsmittel aus. Die Reportage hatte zahlreiche Reaktionen zur Folge, vor allem in den sozialen Medien. In der Sendung kamen u.a. die niederländische Landwirtschaftsministerin Carola Schouten und Volkert Engelsman, Geschäftsführer von Eosta, zu Wort. Ministerin Schouten zeigte sich enttäuscht von den bisherigen Bemühungen der Supermärkte und sprach sich für eine Abgabe auf „weniger nachhaltige Produkte“ aus. Mit den Mehreinnahmen könne man nachhaltige Anbaumethoden in der Landwirtschaft fördern, so Schouten. Volkert Engelsman rief zu mehr Verbrauchertransparenz auf und kritisierte die mangelnde Bereitschaft der Supermärkte.

Nachhaltige Produkte sollen günstiger werden
Mit der von Ministerin Schouten angesprochenen Abgabe sollen nachhaltige Produkte im Supermarkt (wie Bio-Obst und -Gemüse) günstiger werden und sich weniger nachhaltige Produkte verteuern. Denn die Produktion unserer Lebensmittel, insbesondere von Fleisch, verursacht erhebliche Schäden für Umwelt, Klima und Gesundheit. Dies sind versteckte Kosten, die sich nicht auf den Einzelhandelspreis auswirken. Den wahren Preis dennoch sichtbar zu machen – dafür setzt sich Eosta seit Jahren mit der Kampagne „The True Cost of Food – Was unser Essen wirklich kostet“ ein. 2020 begannen die ersten europäischen Supermärkte – in Deutschland die Rewe-Gruppe und Lidl – mit wahren Verkaufspreisen und einem Nachhaltigkeits-Score zu experimentieren.

Zitat: „Das ‚Aus den Augen, aus dem Sinn‘-Zeitalter ist definitiv vorbei“

Supermärkte locken auch weiter mit Knallerpreisen

Die Reportage aus der Reihe Zembla mit dem Titel „Supermarktmacht“ zeigte, wie die Supermärkte auch weiterhin mit billigem Fleisch locken und die Verantwortung für eine nachhaltige Kaufentscheidung auf den Verbraucher abwälzen; gleichzeitig wird diese Entscheidung aber unmöglich gemacht, weil Supermärkte die Transparenz über die Nachhaltigkeit der Produkte aktiv behindern. Das Bio-Handelsunternehmen Eosta würde gern Transparenz über die Herkunft, die Nachhaltigkeit und das individuelle Engagement der Erzeuger von Bio-Obst und Gemüse bieten – genau das lassen die Supermärkte aber nicht zu, wie die niederländische Supermarktkette Albert Heijn in der Reportage bestätigte.

Mehr Informationen für den Verbraucher gefordert
Volkert Engelsman plädierte für mehr Transparenz: „Beginnen wir endlich damit, den Verbraucher darüber zu informieren, welchen Effekt seine Kaufentscheidung auf Mensch, Umwelt und Gesellschaft hat. Andernfalls missbrauchen wir seine Unwissenheit. Als Bürger sind die Verbraucher sehr um ihre Gesundheit und die des Planeten besorgt, aber im Supermarkt haben sie keine Ahnung, was sie mit ihrem Kaufverhalten anrichten. Es besteht ein dringender Bedarf an ehrlichen Informationen, damit die Verbraucher fundierte Kaufentscheidungen treffen können. Wer das nicht macht, betrügt.“

Planet auf dem Spiel
Der Zembla-Reporter zeigte sich schockiert über die drastischen Worte von Gesprächspartner Volkert Engelsman, als dieser die Frage aufwarf: „Warum können die versteckten Kosten nicht an den Supermarktregalen sichtbar gemacht werden? Was ist so schlimm daran? Was ist schlimm an Transparenz? Darauf der Reporter Ton van der Ham: „Reagieren Sie nun nicht ein wenig heftig?“ Engelsman: „Heftig? Unser Planet steht auf dem Spiel, um Gottes willen.“

Verantwortung abwälzen
Der bekannte Soziologieprofessor Willem Schinkel betonte in der Sendung, dass die Supermärkte die Verantwortung für eine Kaufentscheidung nicht auf den Kunden abwälzen können, wie sie es bisher tun. „Die Supermarktkonzerne sind riesige internationale Unternehmen, die Milliardenumsätze machen, und die sagen jetzt: ‚Wir sind völlig machtlos, denn die Macht liegt bei euch, den Verbrauchern‘. In diese Falle tappt niemand mehr. Es kommt der Industrie natürlich sehr gelegen, dass die Verbraucher an allem Schuld sein sollen“.

Aufhören
Engelsman schloss sein Plädoyer in der Sendung wie folgt: „Wir brauchen mehr Transparenz. Das ‚Aus den Augen, aus dem Sinn‘-Zeitalter ist definitiv vorbei. Wir müssen aufhören, die Kosten unserer Nahrungsmittelproduktion auf künftige Generationen abzuwälzen; wir müssen aufhören, für die Schäden an Mensch und Umwelt den Steuerzahler zur Kasse zu bitten; wir müssen aufhören, das Wohlstandsgefälle auf den ärmeren Teil der Welt zu verlagern. Ohne Transparenz keine Nachhaltigkeit“.

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Mehr erfahren über die „True Cost“-Kampagne von Eosta? Lesen Sie diesen Artikel des World Business Council for Sustainable Development (WBCSD) und der Capitals Coalition:

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